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20. Februar 2024
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Impulse, Vernetzung und Bahntechnik zum erleben – 6. Konferenz Bahntechnik stellt Weichen für die Zukunft

Die Zukunft der Bahntechnik braucht junge Talente und Innovation – das war die zentrale Botschaft der 6. Konferenz Bahntechnik. 

It’s a match: Unternehmerische Zukunftsthemen treffen auf studentische Innovationsprojekte
Rund 170 Teilnehmer*innen waren am Mittwoch, den 7. Februar 2024, im Wissenschaftszentrum Kiel dabei, um Vorträgen über Innovationen in der Bahntechnik zu folgen, sich zu vernetzen und auf dem „Markt der Möglichkeiten“ auszuprobieren, zu erleben und Fragen zu stellen. Die Gewinnung von Fachkräften ist ein Thema, das auch vor der Bahntechnikbranche nicht Halt macht. Die diesjährige Konferenz war deshalb der Vernetzung von Unternehmen und Studierenden gewidmet. Die 6. Konferenz Bahntechnik hat gezeigt: Schleswig-Holsteinische Unternehmen beschäftigen sich mit Zukunftsthemen und Innovation – und studentische Projekte der Hochschulen im Land mit genau den Technologien und Kompetenzen, die es braucht, um diese Zukunftsthemen anzugehen und umzusetzen.

Hochschulstandort Kiel – beste Voraussetzungen für die Bahntechnikbranche
Werner Kässens, Geschäftsführer der Kieler Wirtschaftsförderung (KiWi), begrüßte die Teilnehmer*innen und freute sich über die Teilnahme der Studierenden, der Unternehmen und der Hochschulen. Kiel habe mit 36.000 Studierenden beste Voraussetzungen, um junge Fachkräfte für die Zukunft der Bahntechnikbranche zu gewinnen. Die rund 780 Absolvent*innen ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge in Kiel – und rund 2.300 in Schleswig-Holstein – seien jedoch noch zu wenig. Studiengänge mit Bahntechnikbezug gibt es in Schleswig-Holstein nicht, diese seien unter anderem in Aachen, Dresden und Berlin zu finden. Umso wichtiger ist es, die hiesigen Student*innen mit ihrer hervorragenden technischen Ausbildung auf die beruflichen Möglichkeiten in der Bahntechnikbranche aufmerksam zu machen und sie mit den Unternehmen zu vernetzen.

 

Mobilitätswende und soziale Komponente

Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer sprach in seinem Grußwort über den Vertrauens- und Reputationsverlust der Bahn in den letzten Jahren und machte deutlich, dass es gerade jetzt großes Potenzial gebe, mit modernen Technologien und Innovation viel neu aufzubauen. Die Kompetenzen in der Kieler Bahntechnik seien stark und mit der geplanten Stadtbahn habe Kiel ein Vorzeigeprojekt, das fachlich bundesweit große Beachtung finde. Der Schienenverkehr sei der Schlüssel zur Mobilitätswende und die soziale Komponente spiele eine große Rolle: Es brauche ein modernes, klimaneutrales und gut leistbares Bahnsystem, das allen Bevölkerungsschichten zugute kommt.

Morgen besser.

Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen stellte sein Grußwort unter das Motto „morgen besser“ und motivierte damit dafür, aus den Fehlern des Tages zu lernen und optimistisch in das Morgen zu starten. Um die Bahntechnik voranzubringen, brauche es sowohl die Technik als auch den Menschen. Das eine ohne das andere funktioniere nicht. Die Bahn zukunftsfähig zu machen, sei eine unfassbare Herausforderung. Er verglich die Transformation der Bahn mit der Renovierung nicht nur eines Zimmers, sondern eines ganzen Hauses, um Verständnis dafür zu schaffen, dass es zwischendurch auch einmal holprig wird und zu Einschränkungen kommen kann.

Beirat Bahntechnik – mit Innovationsprojekten Fachkräfte für die Branche begeistern

Steffen Henning, stellvertretender Vorsitzender des Beirats Bahntechnik Schleswig-Holstein, stellte die Zusammenarbeit der 25 Mitglieder im Beirat Bahntechnik vor. Der Beirat hat sich zum Ziel gesetzt, die Bahntechnik in Schleswig-Holstein voranzutreiben und Innovationsprojekte zu initiieren. Der Wille, sagt Henning, sei da. Die finanziellen Ressourcen seien aufzutreiben. Was aber fehle, seien an vielen Stellen die Leute – Maschinenbauer*innen, ITler*innen und viele mehr – ein „großes Sammelsurium“ an Disziplinen und Gewerken sei in der Bahnbranche gefragt.

Zwei Netze, Eine Beschaffung – Neue Züge für das Land

Von einer „beispiellosen Transformation“ sprach Martin Polchau von NAH.SH in seinem Vortrag. NAH.SH ist der Verkehrsverbund für Schleswig-Holstein – 1.179 km Schienennetz mit 178 Bahnstationen und rund 26.000 Kilometer Buslinien gehören dazu. Polchau stellte die umfangreiche Flottenerneuerung der NAH.SH-Züge und die Anforderungen an die dazugehörigen Ausschreibungen vor – von zukunftssicheren Technologien über innovative Antriebe bis hin zu Kapazitäten und Barrierefreiheit. Die Vortragsfolien gibt es hier zum Download.

Gleis 2030: Aufbruch zu Zukunftstechnologien

Christian Olsiewski und Matthias Kessal von der ZÖLLNER Signal GmbH zeichneten in ihrem Vortrag ein Bild der Weiterentwicklung von Technologien und Anforderungen, die sich ändernde Rahmenbedingungen für Sicherheitstechnik mit sich bringen. Beispielsweise der Mobilfunk über 5G, abgesetzte Bediengeräte mit großer Produktvielfalt, die immer verfügbar sind, und die Verlagerung von Funktionen in Cloudlösungen bringen – wie bei jeder Einführung neuer Technologien – Herausforderungen mit sich. Die Vortragsfolien gibt es hier zum Nachlesen.

Bahntechnik und Informatik – Hand in Hand zur Digitalisierung der Schiene in Deutschland

Philip Eumann, Product Owner für das Integrierte Bediensystem der Scheidt & Bachmann System Technik GmbH, machte in seinem Vortrag deutlich, wie viel IT in der Bahntechnik steckt. Signaltechnik, Leit- und Sicherungstechnik wurden und werden revolutioniert und digitalisiert. Das Integrierte Betriebssystem fasst Aufgaben und Informationsdaten zu Zugdaten und Fahrplänen unter Berücksichtigung moderner Standards zusammen. Die Vortragsfolien gibt es hier zum Downolad.

Die Modula Lokomotiven aus Kiel – eine neue Plattform für hybride Technologien und innovative, digitale Funktionen

Dr. Bernd Hoppe, seit 2018 Vorsitzender der Geschäftsführung der Vossloh Rolling Stock GmbH, stellte auf der 6. Konferenz Bahntechnik die Modula Lokomotiven aus Kiel vor. Das Besondere: Die Plattform vereint mehrere Antriebsmodule und kann in verschiedener Kombination per Dieselmotor, Oberleitung und Akku betrieben werden. Zudem können Kunden je nach Bedarf Komponenten eines intelligenten Zugsteuerungssystems auswählen: ob Cloud-Konnektivität, Wartung per Augmented Reality, automatisierter Zugbetrieb oder eine digitale, automatische Kupplung die Auswahl an digitalen Zusatzfunktionen ist groß. Eine Innovation, die zu großem Markterfolg geführt hat. Auf den Flächen der Vossloh Rolling Stock in Kiel-Suchsdorf sollen ab 2026 / 2027 etwa 120 Lokomotiven im Jahr produziert werden. 

 

Studentische Projekte für die Bahntechnik

Dozent*innen und Studierende stellten auf der 6. Konferenz Bahntechnik Projekte vor, die in der Zukunft der Bahntechnik ihren Einsatz finden können. Dass die Technologien aus unterschiedlichen Anwendungen auch im Schienenverkehr einsetzbar sind, zeigte Jan-Philipp Schreiter von der Technischen Hochschule Lübeck. Den Ursprung habe das Projekt 5G-enabled Sensors – Chancen und Möglichkeiten der Datenaggregation im maritimen Bereich [zu den Vortragsfolien].

Seit 2022 existiert in Schleswig-Holstein eine 17 Kilometer lange Teststrecke zwischen Malente und Lütjenburg. Die von der Hein Lüttenborg Bahnstreckenverwaltungs GmbH erworbene Strecke steht nun im Rahmen der REAKT-Forschungsinitiative für innovativen Schienenverkehr Hochschulen und Unternehmen für Forschungsprojekte zur Verfügung. Erste studentische Projektergebnisse wurden auf der Konferenz präsentiert:

Dass bei der Transformation nicht nur die technische Komponente, sondern auch die Kommunikation und die Information der Reisenden eine große Rolle spielen, zeigte Tobias Pöpping von der Muthesius Kunsthochschule stellvertretend für sein Projektteam in einer Präsentation mit dem Titel Zukunftsvisionen der Mobilität im Kontext der REAKT-Bahnstrecke Malente-Lütjenburg [zu den Visualisierungen].

Nico A. Biernat und Kevin Ebsen – Informatik-Studierende der CAU zu Kiel – zeigten mit RailTrail – Fahrzeuglokalisierung auf der REAKT-Bahnstrecke Malente-Lütjenburg, wie sie über GPS-Tracker und die Entwicklung eines Frontends Daten sammeln und nutzbar machen [zu den Vortragsfolien].

Stefan Müller, ehemaliger Studierender der Fachhochschule Kiel, zeigte mit Effiziente Echtzeiterfassung von Sensorwerten: Einsatz von EtherCAT in der Bahntechnik, wie die Effizienz in der Lokomotivwartung optimiert werden kann, um Betriebskosten und Ausfallzeiten zu verbessern [Vortragsfolien folgen in Kürze].

Industriebegleitend Studieren an der Fachhochschule Kiel

Dass das Industriebegleitende Studium (IBS) an der FH Kiel viele Vorteile mit sich bringt, zeigten Prof. Dr.-Ing. Daniel Böhnke und Absolventin Stephanie Harbach. Das IBS ermöglicht es Studierenden, ihr aktuelles Fachwissen aus dem Studium frühzeitig in das Unternehmen einzubringen und Erfahrungen im Unternehmensalltag zu sammeln. Unternehmen wiederum haben die Möglichkeit, Studierende schon während ihres Studiums als Fachkräfte zu gewinnen. Weitere Informationen zum IBS an der Fachhochschule Kiel gibt es hier.

Bahntechnik und Zukunftstechnologien erleben beim „Markt der Möglichkeiten“

Im Anschluss an die 6. Konferenz Bahntechnik hatten die Teilnehmer*innen Zeit und Raum, beim Markt der Möglichkeiten in einer messeähnlichen Umgebung zu testen, Fragen zu stellen, zu diskutieren und sich zu vernetzen. Das Team von Kiel.Works war mit einer Job.Wall an Bord, um aktuelle Jobmöglichkeiten in der Bahntechnikbranche für Studierende sichtbar zu machen und sie mit Unternehmen zusammenzubringen.

Die Scheidt & Bachmann System Technik GmbH, die GEZ Rail Solutions GmbH, die Vossloh Rolling Stock GmbH, die Zöllner Signal GmbH, die Schwalbe Baugesellschaft mbH & Co. KG, Dieckmann Engineering und die Nordwestmanagement GmbH waren genauso mit Ausstellungsstücken vor Ort vertreten wie die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Fachhochschule Kiel, die Muthesius Kunsthochschule Kiel und die Technische Hochschule Lübeck.

Wir danken allen Unternehmen, Studierenden und weiteren Akteur*innen der Bahntechnik für diese inspirierende Konferenz und freuen uns auf die 7. Konferenz Bahntechnik in 2025!

Der Beirat Bahntechnik wird am 1. März 2024 das nächste Mal zusammenkommen – seien Sie dabei! Weitere Termine und Kontaktdaten finden Sie hier!

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